Der Wecker

18.03.2021

Wie viel Zeit wird wohl erforderlich sein, um die unbewusste Schuld mit der Praxis der wahren Vergebung durch den Heiligen Geist auflösen zu lassen, um aus dem Traum der Trennung von Gott zu erwachen? Diese Frage tauchte ab und zu in unserer Kursgruppe auf. Und dann hatte ich einen Traum, der einen Hinweis liefern könnte: "Ich befinde mich in der Stadt, habe viele Orte besucht, viele Dinge gesehen, mich hier und dort verweilt und jetzt ist Nacht. Der Tag neigt sich dem Ende zu und ich mache mich auf den Weg nach Hause. Ich finde mich in der Bushaltestelle ein, bei derjenigen Buslinie, welche mich in den Vorort der Stadt nach Hause bringt, wo ich ursprünglich herkam und aufwuchs. (Zur Zeit des Traums wohne ich aber in der Stadt.) Der Fahrplan gibt an, dass jede halbe Stunde ein Bus fährt. Der letzte fuhr vor sieben Minuten. Also dauert es 23 Minuten bis zur nächsten Fahrt. Es ist Winter, es liegt Schnee, und obwohl Nacht ist, ist es nicht dunkel. In Gedanken, ob es nicht einen schnelleren Weg nach Hause gäbe, ob ich vielleicht zu Fuß gehen könnte, aber wegen dem Schnee wohl nicht, wachte ich auf."

Meine Gedanken kreisten um die Bedeutung des Traums. Ich hatte einiges in der Welt gesehen und scheinbar viele verschiedene Leben geführt. Jetzt bin ich auf dem Heimweg nach meinem wirklichen Zuhause, dem Himmel, wo ich ursprünglich herkam und aufwuchs. Ich nehme den Bus, fahre also nicht allein, sondern mit anderen zusammen. Ich fahre nicht selbst, sondern vertraue auf den Fahrer, der den Weg kennt, symbolisch für den Heiligen Geist als Führer auf dem Weg nach Hause. 23 Minuten stehen symbolisch für die Anzahl Jahre. Ein Kurs in Wundern ist mein gewählter Weg und damit werde ich 23 Jahre der Praxis wahrer Vergebung brauchen, um die unbewusste Schuld in meinem Geist auflösen zu lassen. Dann stehen mir also noch etwa 18 Jahre bevor. Das dauert ja ewig! Ist das nun viel oder wenig? Ich erinnerte mich an Bill Thetford, der 1965 begann, den Kurs mit der Schreibmaschine, diktiert von Helen Schucman, einzutippen. 1988 soll er den Kurs erfolgreich abschlossen haben. (Never Forget to Laugh - Personal Recollections of Bill Thetford, Co-Scribe of A Course In Miracles, © 2009 Carol Howe) Das macht 23 Jahre.

Der Traum und seine Interpretation zeigen, wie die Zeit auf verschiedenen Ebenen erfahren wird. Einige von uns haben vielleicht schon erlebt, wie wir kurz eingenickt sind und dann scheinbar viel Zeit in einem Traumgeschehen verbracht haben, nach dem Aufwachen aber feststellen konnten, dass wir nur kurz weg waren. Wenn wir in eine Traumebene hinabtauchen, dehnt sich die Zeit, und umgekehrt, wenn wir eine Traumebene hochsteigen, schrumpft die Zeit. Das Dehnen der Zeit bedeutet nichts anderes, als dass sich die Schwingung verlangsamt und ich mich auf einem tieferen Energieniveau erfahre, also schlafe. Wenn ich jedoch eine Ebene höher gehe, erfahre ich mich in einer höheren Schwingung und ich befinde mich auf einem höheren Energieniveau. Was auf der Ebene des Körpers im Traum der Welt, wo wir uns jetzt erfahren, wie ein Jahr erscheint, ist auf der darüber liegenden Ebene, wo sich unser höheres Selbst - der Heilige Geist - befindet, wie eine Minute. Ganz zuoberst ist Gott, der nichts von Träumen weiß.

Daraus lässt sich die Raum-Zeit-Matrix in Form einer Pyramide herleiten. Die Fläche der Spitze der Pyramide berührt die Wirklichkeit nicht, denn sie ist Null. Zeit und Ewigkeit schließen sich gegenseitig aus, ebenso wie Raum und das Überall der Unendlichkeit. Entweder oder. Das Nichts der Spitze ist der Trennungsgedanke oder das Ego und scheint die Pyramide der Raum-Zeit-Matrix mit dem gesamten Raum und der gesamten Zeit hervorzubringen. Raum und Zeit sind wie ein Dualitätspaar. Das eine setzt das andere voraus. In der Grafik sind zwei Dimensionen dargestellt, es mögen aber viele verschiedenen Dimensionen, Paralleluniversen und Bewusstseinsebenen enthalten sein, wie ein Hologramm. Die ganze Komplexität ist bloß ein Täuschungsmanöver, das zu verschleiern versucht, dass nichts davon wahr ist. Dargestellt sind vier Ebenen. Wir erfahren uns auf der Körperebene im Traum der Welt und sind damit zweifach von der Wirklichkeit entfernt.

Der Film Inception mit Leonardo Di Caprio macht sich diesen Mechanismus zu nutzen. Immer wenn die Akteure in eine tiefere Traumebene abtauchen, verlangsamt sich das Geschehen aus Sicht der übergeordneten Ebene. In der Anfangsszene wird anschaulich gezeigt, wie der Schlaf mit Störungen des Traums umgeht. Sie werden in das Traumgeschehen eingebaut, um zu verhindern, dass aus dem Traum erwacht wird. "Der Traum ist der Wächter des Schlafs." Diese Aussage könnte von Sigmund Freud stammen. Wenn zum Beispiel der Wecker klingelt, läutet im Traum das Telefon, oder wenn das Licht angeht, erscheint im Traum der Sonnenaufgang.

Denselben Vorgang können wir in der Spiritualität beobachten. Jesus von Nazareths historische Lehren wurden zu einer Religion namens Christentum umgedeutet mit Ritualen, Geboten und Verhaltensregeln, um uns beschäftigt zu halten und weiterschlafen zu lassen, statt wie er zu erwachen. Heute scheint teilweise dasselbe mit Ein Kurs in Wundern zu geschehen. Dabei ist er der Wecker, der uns aus dem Traum der scheinbaren Trennung von Gott wecken soll. Mein gesamtes Wirken soll dazu dienen, den Wecker laut klingeln zu lassen, damit er nicht ins Traumgeschehen eingebaut werden kann.

Der Inhalt unserer Träume stammt aus dem Unbewussten. Entweder wird Verdrängtes ausgebreitet, Erlebtes rezykliert oder wir erhalten eine Botschaft. Weil der obige Traum frei von Angst ist, stammt er vom Heiligen Geist. Albträume und Verfolgungsträume hingegen kommen vom Ego. Obwohl solche Träume unangenehm sind, sind sie doch üblicherweise folgenlos, denn wenn wir mittels Ein Kurs in Wundern damit beschäftigt sind, das Ego aufzulösen, fühlt es sich bedroht und versucht uns mit Angstträumen davon abzuhalten. In diesem Sinne sind sie sogar ein Zeichen des Fortschritts.

Wenn wir wach sind, erleben wir uns im Traum der Welt und sehen unsere aus dem Geist nach außen projizierten Gedanken. Die einzig wirkliche Freiheit, die wir in diesem Erleben haben, ist, uns daran zu erinnern, dass wir immer noch träumen und das Traumgeschehen mit dem Heiligen Geist betrachten können, um alles, was uns aus dem Frieden kippt, zu vergeben. Nur so wird wird die unbewusste Schuld aufgelöst und das sanfte Erwachen aus allen Träumen herbeigeführt.

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